
Die Aktien von Alibaba verzeichneten einen deutlichen Kurssprung auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren. Auslöser war die Ankündigung des E-Commerce- und Cloud-Giganten, seine Investitionen in künstliche Intelligenz (KI) deutlich zu erhöhen und eine strategische Partnerschaft mit dem Chip-Hersteller Nvidia einzugehen. Damit schließt der chinesische Technologiekonzern zu den massiven KI-Investitionen der großen US-Tech-Unternehmen auf.
Massive Aufstockung der KI-Investitionen
Auf einer Konferenz in Hangzhou erklärte CEO Eddie Wu, dass die weltweiten Investitionen in künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren schätzungsweise vier Billionen US-Dollar erreichen werden und Alibaba hier Schritt halten müsse. Das Unternehmen wird seinen ursprünglichen Plan, über drei Jahre mehr als 53 Milliarden US-Dollar in den Aufbau von KI-Modellen und die dazugehörige Infrastruktur zu investieren, noch übertreffen. Obwohl Wu keine genaue Summe nannte, signalisiert dieser Schritt die Entschlossenheit Alibabas, im globalen KI-Wettlauf eine führende Rolle zu spielen.
Gleichzeitig stellte das Unternehmen Qwen3-Omni vor, ein neues Open-Source-Modell, das Text, Bilder, Audio und Video verarbeiten kann und Alibabas Vorstoß im Bereich der generativen KI unterstreicht. Diese Investitionsoffensive positioniert Alibaba im direkten Wettbewerb mit US-Riesen wie Amazon, Alphabet, Microsoft und Meta, die für ihre Geschäftsjahre 2025 zusammen Investitionen in Höhe von 364 Milliarden US-Dollar in diesem Sektor planen.
Strategische Partnerschaft mit Nvidia trotz Handelsspannungen
Ein zentraler Bestandteil der neuen Strategie ist eine Software-Vereinbarung mit Nvidia. Die KI-Entwicklungswerkzeuge des Chipherstellers, die unter anderem für das Training von Robotik und selbstfahrenden Autos eingesetzt werden, werden in die Cloud-Plattform von Alibaba integriert. Finanzielle Details der Vereinbarung wurden nicht veröffentlicht.
Diese Kooperation ist besonders bemerkenswert vor dem Hintergrund der angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China. Während Peking versucht, seine Abhängigkeit von US-Chips zu verringern, und chinesische Firmen wie Alibaba an der Entwicklung eigener KI-Chips arbeiten, sichert diese Partnerschaft den Zugang zu bewährter Spitzentechnologie. Analysten werten den Schritt als Zeichen regulatorischer Flexibilität in China, die es ermöglicht, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der heimischen Industrie und der Nutzung der besten verfügbaren Technologien zu finden, um die Entwicklung im Bereich KI voranzutreiben.
Positive Marktreaktion und gestärktes Anlegervertrauen
Die Ankündigungen lösten an den Finanzmärkten eine Welle des Optimismus aus. Die in Hongkong notierten Aktien von Alibaba stiegen um 9,2 % und erreichten den höchsten Schlusskurs seit über vier Jahren. Die in den USA gehandelten American Depositary Receipts (ADRs) legten ebenfalls um rund 9 % zu. Beide Titel steuern auf ihr bestes Börsenjahr seit ihrer Notierung zu.
Der Aufschwung bei Alibaba sorgte auch für positive Stimmung im gesamten chinesischen Technologiesektor. Aktien von Unternehmen wie Baidu und PDD Holdings legten in New York zu, während Halbleiterhersteller wie SMIC und Hua Hong in Hongkong ebenfalls Gewinne verzeichneten.
Ein weiteres starkes Signal für das wiederhergestellte Vertrauen der Anleger kam von der bekannten US-Investorin Cathie Wood von Ark Invest. Sie erwarb erstmals seit 2021 wieder Alibaba-Aktien im Wert von über 16 Millionen US-Dollar und verteilte diese auf zwei ihrer technologieorientierten ETFs.
Alibabas Ambitionen als „Full-Stack“-KI-Anbieter
CEO Eddie Wu betonte das Ziel des Unternehmens, sich als führender „Full-Stack“-Anbieter für künstliche Intelligenz zu etablieren, was auch die Entwicklung eigener KI-Chiptechnologie einschließt. Die Cloud-Sparte, die als einer der Hauptwachstumsmotoren neben dem E-Commerce gilt, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Im Quartal von April bis Juni wuchs der Umsatz der Cloud-Sparte im Jahresvergleich um 26 %. Um diese Expansion weiter zu unterstützen, plant Alibaba die Eröffnung neuer Rechenzentren in Brasilien, Frankreich und den Niederlanden.